Zusatzversicherte als Verlierer des Machtspiels

Die Idee ist simpel: Mit dem Abschluss einer «Hotelversicherung» erhalten Patienten das Recht auf ein Zweibett- oder Einbettzimmer, wenn sie sich ins Spital begeben müssen. Die Zusatzversicherung ist preisgünstig, weil die freie Arztwahl nicht inbegriffen ist.
Die Zukunft der Zusatzversicherung
Das Umfeld der Krankenzusatzversicherungen ist im Wandel. Wie sollte eine Zusatzversicherung aussehen, damit sie transparenter den Mehrnutzen ausweist, die zusatzversicherten Leistungen klar von denen der Grundversicherung getrennt sind und den Patienten einen Mehrwert bringt?

Deshalb kam das Ende der Neunzigerjahre lancierte Produkt nie zum Fliegen. Klinikbetreiber wollen keine Zusatzversicherten in ihre Einbett- und Zweibettzimmer aufnehmen, die sich zum Tarif eines Grundversicherten behandeln lassen. Erwünscht sind Versicherte, die für eine Operation die Fallpauschale aus der Grund- und einen oft höheren Zuschlag aus der Zusatzversicherung zahlen.
Die Doppelverrechnungen sind seit Langem ein Thema. Denn über die Zusatzversicherung dürften eigentlich nur Mehrleistungen berappt werden, die von der Fallpauschale in der Grundversicherung nicht abgedeckt sind. Beispielsweise die freie Arztwahl. Die Finanzmarktaufsicht verlangt nun von den Krankenversicherern, dass sie nur noch solche Mehrleistungen vergüten. Der Preisüberwacher macht Druck auf einzelne Spitäler und handelt mit ihnen einvernehmlich tiefere Zusatzversicherungstarife aus.
Sind diese Bemühungen von Erfolg gekrönt, profitieren die Zusatzversicherten von günstigeren Prämien. Tiefere Vergütungen vermindern den Anreiz, dass Ärzte unnötige Operationen ausführen. Das entlastet die Grundversicherung. Obendrein wird es attraktiver, neue innovative Versicherungsangebote zu lancieren.
«Die eingeschränkte Arzt- und Spitalwahl muss transparent offengelegt werden.»
Roman Seiler
Allerdings dürfte es eine Weile dauern, bis sich die Krankenversicherer mit Spitälern und deren Spezialärzten auf weniger hohe Abgeltungen geeinigt haben. Das führt dazu, dass sich Krankenversicherer mit Kliniken in einem vertragslosen Zustand befinden. Dabei gilt es zu verhindern, dass Zusatzversicherte als Verlierer dieses Machtspiels dastehen. Zumindest einmal sollten Krankenversicherer transparent offenlegen, dass die freie Arzt- und Spitalwahl eingeschränkt sein kann. Und im Einzelfall auch mal kulant sein.
Schliesslich haben ältere Zusatzversicherte jahrzehntelang Tausende von Franken ausgegeben, um sich im Fall der Fälle in ihrer Wunschklinik behandeln zu lassen – untergebracht im Einbett- oder Zweibettzimmer. Genau mit diesem Versprechen werben die Versicherer auf ihren Websites um Kunden.