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Partnerschaft zu Gunsten Rheumabetroffener

Das Sturzpräventionsprogramm «Sicher durch den Alltag» ist das Ergebnis der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen der Rheumaliga Schweiz und Krankenversicherungen. Was braucht es, damit mehr in solche Programme investiert wird?

Valérie Krafft, Geschäftsleiterin der Rheumaliga Schweiz

6. Juni 2019

Sturzprävention betrifft uns alle: Für Menschen ab 65 Jahren stellen Stürze mit einem Anteil von 83 Prozent die häufigste Unfallart dar. Für die Krankenversicherungen ist es ein bedeutendes wirtschaftliches Thema, denn Stürze verursachen jährlich Gesundheitskosten in Höhe von 1,4 Milliarden Schweizer Franken.

Das wissenschaftlich erarbeitete Sturzpräventionsprogramm der Rheumaliga «Sicher durch den Alltag» setzt genau da an: Speziell ausgebildete Physio- und Ergotherapeutinnen klären zu Hause bei sturzgefährdeten Senioren das Verhalten und die Verhältnisse ab. Mit einfachen Massnahmen werden Sturzgefahren beseitigt und Kraft- und Gleichgewichtsübungen instruiert. Ein systematisches Nachfassen sowie ein Bericht zuhanden des Hausarztes mit Empfehlungen zu weiterführenden Massnahmen runden das Programm ab.

Eine prospektive Begleitforschung mit mehr als 650 Senioren wird im Laufe des Jahres Evidenzen bezüglich der Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des Angebots geben. Die ersten vorläufigen Resultate sind sehr vielversprechend.

Partnerschaft auf Augenhöhe

Als Fachorganisation und Gesundheitsliga sind wir auf starke Partner angewiesen, um solche Programme nachhaltig und flächendeckend auszubreiten und zu finanzieren. Von der ersten Stunde an hat ein enger Dialog mit verschiedenen Krankenversicherungen bezüglich dieses Programms stattgefunden. Gemeinsam wurden Wege eruiert, um bestmöglich und im Interesse aller Partner – insbesondere der Senioren und Seniorinnen – das Angebot bekannt zu machen und sicherzustellen, dass die Leistung den Kriterien der Krankenversicherungen in Bezug auf Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit entspricht. Dank dieser offenen und transparenten Kommunikation, der gemeinsamen Zielsetzung und klar definierter Rollen konnten bisher mehr als 5500 Senioren in der ganzen Schweiz besucht und beraten werden.

Hürden für die flächendeckende Ausbreitung und die breite Verfügbarkeit solcher Programme sind die Fülle an unterschiedlichen Versicherungsmodellen, die Handhabungen der Kostengutsprachen, die fehlende Offenheit einzelner Krankenversicherer zur Kooperation mit Gesundheitsligen und das KVG, welches nur sehr restriktiv Präventionsmassnahmen in der Grundversicherung zulässt.

Vier Wünsche für die Zukunft

Prävention bedeutet Investition, dessen sind sich die Gesundheitsorganisationen sowie die Krankenversicherungen bewusst. Im Vergleich zu kommerziellen Dienstleistern sind Gesundheitsorganisationen kostenbewusste Leistungserbringer mit einer hohen Akzeptanz und Reputation in der Öffentlichkeit. Mit zahlreichen Angeboten wie beispielsweise der Förderung des Selbstmanagements, der Befähigung und Begleitung von Betroffenen erbringen die Gesundheitsligen wichtige Beiträge zur Kostensenkung im Gesundheitssystem.

Für die Zukunft wünschen wir uns die Umsetzung der vier folgenden Punkte:

Oder anders formuliert, dass das Konkurrenzdenken unter den Krankenversicherungen abgeschwächt wird und dass mindestens so viele Finanzmittel in Programme zur Prävention wie in unliebsame Marketingaktivitäten der Krankenversicherungen fliessen.

Ein hehrer Wunsch? Das Sturzpräventionsprogramm der Rheumaliga Schweiz zeigt, dass es funktionieren kann. Gemeinsam leisten wir einen nachhaltigen Beitrag zur Senkung der Gesundheitskosten, zur Verbesserung der Lebensqualität und Selbständigkeit von Betroffenen.

Valérie Krafft

Valérie Krafft ist Geschäftsleiterin der Rheumaliga Schweiz.

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