Es mangelt an allen Enden
Vorausschauen, in die Kristallkugel stieren – und dabei doch nichts sehen: Überlassen wir das nur den Zukunftsforschern? Dabei heisst es doch: Gouverner c’est prévoir. In den letzten Jahren hat die Entwicklung, die wir Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte vorausgesehen haben, leider den Lauf genommen, den unsere Workforce-Studien berechnet haben. Die Wissenschaft lieferte valable Erkenntnisse, aus denen Massnahmen abgleitet werden sollten. Doch die waren und sind mangelhaft. Immerhin: Mit dem Masterplan als Begleitmassnahme zur Hausarztinitiative konnten die Beschwerden des Patienten «Grundversorgung» etwas gelindert werden, aber eigentlich möchten wir unser Gesundheitssystem nicht als Palliativpatienten erleben.
Der Fachkräftemangel gefährdet das System
Im Gesundheitswesen wird vor allem über Finanzen diskutiert. Aber in Zukunft wird der Mensch die knappste Ressource sein.
Wo bleibt der Nachwuchs?
Diese Frage stellen mittlerweile alle Berufe, nicht nur im Gesundheitswesen. Wie begeistere ich unsere Jungen für Professionen, die kranken Mitmenschen helfen, wieder auf die Beine zu kommen und in unserer Welt zu bestehen? Wie zeige ich, dass die Arbeit wertvoll, erfüllend, sinnstiftend sein kann? Sicher nicht damit, dass ich von unüberbrückbaren Situationen, schwierigem Schichtbetrieb und fehlender Wertschätzung erzähle. Wohl schon eher mit neuen, realistischen Darstellungen, weg von dienenden, ausführenden Organen hin zu selbständig Verantwortung übernehmenden Zusammenarbeitenden, die in einem Team ein Zuhause haben. Nur: Dieses Zuhause müssen wir noch bauen, an vielen Orten sind wir noch nicht so weit.
Übrigens: Es tönt jetzt so, als ob es ein Problem unseres Gesundheitswesens wäre, Nachwuchs zu rekrutieren. Bei Weitem gefehlt: Genauso gefordert ist unser Bildungssystem und die Gesellschaft als Ganzes.