Attraktive Zusatzversicherungen dank Spitalregionen
Den Spitalzusatzversicherungen fehlt ein wesentlicher Mehrwert und die FINMA macht Druck. Ohne substanzielle Anpassungen können die Kundenbedürfnisse zukünftig nicht befriedigt werden und dieser wichtige Teil der Leistungserbringererträge bricht weg. Dies führt zu schmerzlichen Ertragseinbussen auch bei den Versicherungen. Durch die fehlenden Erträge müssen auch die Grundversicherten respektive die Allgemeinheit die Zeche bezahlen. Von genügend Zusatzversicherten profitieren alle Anspruchsgruppen.
Die Zukunft der Zusatzversicherung
Das Umfeld der Krankenzusatzversicherungen ist im Wandel. Wie sollte eine Zusatzversicherung aussehen, damit sie transparenter den Mehrnutzen ausweist, die zusatzversicherten Leistungen klar von denen der Grundversicherung getrennt sind und den Patienten einen Mehrwert bringt?
Kundenorientierung ist Ausgangspunkt
Neue Produkte müssen konsequent auf die Bedürfnisse der Kunden ausgelegt sein, die in folgende Zielgruppen eingeteilt werden können:
- Excellence P: sehr vermögend. Diese Kunden wollen alles inklusive, keinen Organisationsaufwand, ein «Rundum-sorglos-Paket» und eine Topleistung. Dafür sind sie bereit, sehr viel Geld zu bezahlen.
- Excellence HP: vermögend. Diese Kunden wollen eine überdurchschnittliche Leistung, ein Gesamtpaket und sind bereit, dafür viel Geld zu bezahlen.
- Excellence flexibel (zunehmende Zielgruppe): anspruchsvoll, aber preissensitiv. Möchten überdurchschnittliche Leistung, die situativ à la carte bezogen werden kann.
Die nötigen Bausteine
Eine moderne Spitalzusatzversicherung muss die Entwicklungen im Gesundheitswesen aufgreifen. Dazu gehören z. B. Ambulantisierung, Mindestfallzahlen, Spezialisierung, integrierte Versorgung, Digitalisierung, Kostendruck, Fachkräftemangel. Gewisse medizinische Zusatzleistungen können nur in einem grösseren Spitalverbund angeboten werden. Dazu braucht es schweizweit sechs bis sieben Spitalregionen. Innerhalb dieser Regionen müssen alle Leistungsanbieter – ebenso wie Zuweiser und Patienten – durch eine gemeinsame Informatik digital vernetzt sein.
Die unten aufgeführten Spitalregionen-Mehrwerte können mit den Zusatzversicherungen (Excellence P, HP, flexibel) spezifisch und modular angeboten werden.
Notwendige Rahmenbedingungen
Eine Taskforce aus Leistungserbringern, Versicherungen etc. soll ein Pilot-Versicherungsprodukt erstellen. In der Schweiz eignet sich die Spitalregion Zentralschweiz mit der LUKS-Gruppe und ihren Partnerspitälern, da sie betreffend integrierter Versorgung, Digitalisierung und Excellence-Produkten weit fortgeschritten ist. Die Involvierung der FINMA ist zentral. Weiter sind innovative Finanzierungsmodelle, mögliche spätere Beitritte und Wechsel, verständliche und skalierbare Produkte und transparente Abrechnungen wichtig.
Spitalregionen-Mehrwerte
Die Ausprägung der Leistungen ist abhängig von der Versicherungsklasse: Excellence P, Excellence HP und Excellence flexibel.
Leistungen stationär und z. T. ambulant
- Arztwahl
- Hotellerie, Infrastruktur (z. B. Zimmer, Wartezimmer). Bei HP Einzelzimmer, bei P Suite
- Kurzfristige Terminfindung, keine Wartezeiten, «Fast Track» innerhalb der Versorgungsregion (med. Dringlichkeit soll immer Vorrang haben)
Ambulante Mehrleistungen im Spital
- Arztwahl, Wartezeiten, Wartebereich, Infrastruktur, evtl. Hotellerie etc.
Digitalisierungsleistungen
- Elektronische Anbindung der Patienten. Mehrleistungen (z. B. verschiedene Apps für P, HP, flexibel)
- Elektronische Anbindung der Haus- und Fachärzte
- Telemedizinischer kostenloser Zutritt auf medizinische Notfall-/Hotlines
Integrierte Versorgung
- Medizinische Zusatzleistungen (z. B. Board-Gespräche mit Patient)
- Voruntersuchung, Nachbetreuung an verschiedenen Standorten möglich (sehr gut koordiniert und digital vernetzt)
- Arzt nach Wahl kommt ins Wunschspital innerhalb der Spitalregion
- Geeignetster Arzt innerhalb der Spitalregion steht zur Verfügung
- Keine Überarztung, da in der Regel keine anreizbasierten Arzthonorare in der Spitalregion (positiv für Patient und hilft Prämien tief zu halten, was die Zusatzversicherung attraktiver macht)
- Personalisierte Medizin
- Qualitätsgarantien
Weitere Artikel von Urs Baumberger:
- «Wir müssen am Ball bleiben» – Urs Baumberger spricht in der Nidwaldner Zeitung über die Entwicklung des Spitals. (Quelle: Luzerner Kantonsspital)
- «Die Grundversicherten können in die Hände klatschen!» – Spitaldirektor Urs Baumberger im Interview über luxuriöse Suiten und andere Zusatzangebote des Kantonsspitals Nidwalden in Stans. (Quelle: Medinside)