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Die Verantwortung ist mehrseitig

Christoph Berger
Antibiotikaresistenzen und -mangel liegen nicht nur in der Verantwortung der Pharmabranche, sondern auch der Ärzteschaft und der Bevölkerung.

Prof. Dr. med. Christoph Berger, Facharzt FMH für Kinder und Jugendliche sowie für Infektiologie

15. Februar 2024

Antibiotikaresistenzen und die Knappheit wirksamer Antibiotika sind ein zunehmend ernstes Problem, das direkt mit dem weitreichenden, zum Teil auch unkri­tischen Gebrauch von Antibiotika zusammenhängt. Dessen Lösungsansätze liegen nicht nur in der Verantwortung der Pharmabranche, sondern auch der Bevölkerung und der Ärzteschaft. Letztere müssen abschätzen bzw. testen, ob die gängigen Antibiotika der ersten Wahl bei einer Behandlung eingesetzt werden können. Es ist problematisch, zu rasch und von Anfang an breit wirksame (Reserve-)Antibiotika einzusetzen, weil sich so Resistenzen häufiger und breiter ent­wickeln.

Die medizinischen Herausforderungen durch antibiotikaresistente Bakterien sind komplex:

Das kann dazu führen, dass bestimmte Patientinnen und Patienten, zum Beispiel bei Verlegungen aus dem Ausland, mit Bakterien besiedelt oder infiziert sind, die gegen praktisch alle Antibiotika resistent sind. Spitäler sollten Risikopatientinnen und -patienten aus diesem Grund gezielt auf resistente Bakterien testen. Einerseits ermöglicht dies eine wirksame Therapie im Falle einer Infektion, andererseits müssen diese Patientinnen und Patienten isoliert werden, damit sich solche Bakterien im Spital nicht ausbreiten.

Je breiter und ausgedehnter die Verschreibung und der Einsatz von Antibiotika sind, desto stärker wächst der Anteil resistenter Bakterien. Das bedeutet, dass immer mehr Reserveantibiotika benötigt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass bestimmte Antibiotika, die seit Jahrzehnten eingesetzt werden, nicht mehr ausreichend verfügbar sind, weil der Vertrieb für die Hersteller finanziell nicht attraktiv ist.

«Gemäss Guidelines eingesetzte Anti­biotika müssen auch verfügbar sein.»

Christoph Berger

Grundsätze für den Antibiotikaeinsatz

Um die Problematik von Antibiotikaresistenzen zu entschärfen, wenden wir die Grundsätze für den rationellen Einsatz von Antibiotika an, wie sie auch im nationalen Programm Strategie Anti­bi­o­tikaresistenzen (StAR) beschrieben sind. Dazu gehören:

Verfügbarkeit ist entscheidend

Antibiotika, die gemäss Guidelines eingesetzt werden sollen, müssen aber auch verfügbar sein. Deshalb sollte möglichst nicht nur ein Produkt eines Antibiotikums auf dem Markt sein, sondern mehrere. Eine Pflichtlagerhaltung kann dort diskutiert werden, wo es zu Engpässen kommen könnte oder wo das Fehlen von Therapeutika zu gefährlichen Lücken führt. Entscheidend ist, dass es einen Austausch über die Verfügbarkeit bzw. bei erwarteter eingeschränkter Verfügbarkeit gibt. Die Datenbank www.drugshortage.ch ist im Alltag ein sehr hilfreicher Ansatz im Spital und in der Praxis.

Prof. Dr. med. Christoph Berger

ist Facharzt FMH für Kinder und Jugendliche sowie für Infektiologie. Als Chefarzt leitet er die Abteilung Infektiologie und Spital­hygiene sowie das Mikrobiologielabor im Universitäts-­Kinderspital Zürich. Er ist Titularprofessor für Pädiatrie und speziell pädiatrische Infektiologie an der Universität Zürich.

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