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Von Solidarität und sozialer Präferenz

Die Schweizer Bevölkerung ächzt unter den Kosten der obligatorischen Grundversicherung. Das darf nicht sein. Um diesem Problem Einhalt zu gebieten, müssen wir uns Gedanken machen. Was soll die obligatorische Grundversicherung bezahlen? Auf welcher Grundlage wird das entschieden?

Michel Rudin, ehemaliger Public Affairs Manager bei der CSS

23. Mai 2018

Das Gesundheitswesen basiert auf dem Grundsatz der Solidarität. Das ist richtig, geht es doch um das Essenziellste, was der Mensch hat: seine Gesundheit. Auch die CSS Versicherung wurde vor mehr als 100 Jahren auf diesem Grundsatz gegründet. Doch was bedeutet eigentlich Solidarität im Gesundheitssystem? Genau hier scheiden sich die Geister. Während einige davon ausgehen, dass das solidarisch finanzierte Gesundheitswesen für alle Leistungen aufkommen soll – denn es geht ja um das höchste Gut –, gibt es andere, die sich für eine Beschränkung auf das Nötige einsetzen. Im Kern sind es diese diametral unterschiedlichen Erwartungen, die schliesslich zur heutigen Blockade im Gesundheitswesen geführt haben. Oder anders formuliert: Sämtliche Akteure und ganz bestimmt die Politik beanspruchen die Deutungshoheit über die Solidarität und ihre finanziellen Folgen im Gesundheitswesen der Schweiz.

Bei einem Kostenanstieg von jährlich durchschnittlich vier Prozent wird der zu leistende Solidarbeitrag immer mehr zur Belastung der Menschen. Mit Schönreden und Kosmetik kann dem Kostenwachstum nicht Einhalt geboten werden. Es braucht grössere Eingriffe, um dem  Mengenwachstum, der ungenügenden Qualität und dem unbeschränkten Leistungskatalog Einhalt zu gebieten. Es stellt sich allerdings die Frage, wie und auf welcher Grundlage der Hebel angesetzt werden könnte, um den Erwartungen der Versicherten gerecht zu werden. Und genau hier bilden die sozialen Präferenzen eine gute Basis. In Kürze wird eine Studie publiziert werden, die erstmals die Haltung der Schweizer Bevölkerung zu einem solidarischen Gesundheitswesen erhoben hat. Diese wird fundierte Antworten auf die Fragen liefern, wo denn die Grenzen zwischen solidarisch finanziertem Gesundheitswesen und freiem Gesundheitsmarkt zu ziehen seien. Die CSS erhofft sich von den Resultaten eine Gesundheitspolitik, welche sich vermehrt nach den Erwartungen der Versicherten ausrichtet und so Reformblockaden vermeidet. Dies insbesondere auch deshalb, weil Qualität und Zweckmässigkeit einer Behandlung besser definiert werden können. Die CSS ist überzeugt, dass die Diskussion um den Umfang und Inhalt von solidarisch finanzierten Leistungen mehr Tiefe bekommt und es so gelingen kann, die Grenzen klar zu ziehen, politische Blockaden zu lösen und damit das Wachstum der Prämien einzuschränken.

Michel Rudin

Michel Rudin war Public Affairs Manager bei der CSS Versicherung.

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