css.ch

Tarife neu denken

Kantonal geregelte Taxpunktwerte erschweren eine sachgerechte Tarifierung. Regionale Ansätze wären viel zielführender.

Luca Emmanuele, Leiter der Abteilung Einkaufsmanagement Leistungen der CSS Versicherung

19. Februar 2025

Die Tarifpartner verhandeln im schweizerischen Gesundheitswesen die Preise für alle Grundversicherungsleistungen. Die entsprechenden Tarife, wie beispielsweise die Taxpunktwerte im TARMED, sind ein zentraler Bestandteil zur Ermittlung des Preises pro Leistung. Dieser wird durch eine Multiplikation der Anzahl Taxpunkte, die den Aufwand einer Leistung widerspiegeln, mit dem Taxpunktwert berechnet.

Die Taxpunktwerte werden zwischen den Einkaufsgemeinschaften der Krankenversicherer und den Leistungserbringern oder deren Verbände verhandelt und vom Kanton genehmigt. Dabei wird zwischen dem Taxpunktwert für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie für solche im spitalambulanten Bereich unterschieden. Kommt bei den Verhandlungen keine Einigung zustande, kann der Kanton den Taxpunktwert festlegen. Als Folge können Taxpunktwerte für die gleiche Grundversicherungsleistung bedeutend variieren. So unterscheidet sich der höchste und tiefste kantonale Taxpunktwert für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte im schweizweiten Vergleich um mehr als 20 Prozent. Die Preise für die gleiche ambulante Grundversicherungsleistung werden somit stark durch die regionalen Gegebenheiten und die Struktur des Leistungserbringers beeinflusst (Arztpraxis vs. Spital). Eine sachgerechte Tarifierung sicherzustellen, ist unter diesen Vorzeichen eine grosse Herausforderung.

Regional statt kantonal

Die heutigen unterschiedlichen Taxpunktwerte sind in ihrer jetzigen Ausprägung nicht durchgängig nachvollziehbar. Die kantonalen Grenzen decken sich nur selten mit der tatsächlichen regional verankerten Versorgungsregion. Eine Ausrichtung der tarifarischen Anreiz­gestaltung auf Basis von gelebten Versorgungsregionen erscheint daher sachgerechter als eine rein kantonale Betrachtungsweise. Damit liesse sich der Dialog über eine verbindliche, über mehrere Stufen integrierte Gesundheitsversorgung zielgerichteter führen. Die Basis für eine koordinierte Gesundheitsversorgung, die nicht nur über Versicherungsprodukt-Spezifika, sondern über sinnvolle Behandlungspfade Wirkung entfaltet, besitzt grosses Potenzial, die vielbesagten Ineffizienzen in der Versorgung zielgerichtet zu adressieren.

«Taxpunktwerte können für die gleiche Grundversicherungs­leistung bedeutend variieren.»

Selbstreflexion erforderlich

Die Kantone befinden sich mit ihrer Mehrfachrolle als Spitalbetreiber, Finanzierer und Tarifgenehmigungsbehörde in einem Interessenkonflikt. Trotzdem sollten sie selbstreflektierter handeln und dazu beitragen, dass keine willkürlich hohen Tarife unterstützt werden. Allzu häufig enden heutige Verhandlungen zwischen den Tarifpartnern ergebnislos, da Leistungserbringer mit hohen Festsetzungsentscheiden der Kantone rechnen. Damit wird eine sachgerechte Tariflösung von Beginn an verunmöglicht. Mit einer regionalen Versorgungsplanung (inkl. Taxpunktwerte) entlang natürlich entstandener Versorgungsstrukturen liessen sich spür- und messbare Mehrwerte für alle Anspruchsgruppen erzielen. 

Luca Emmanuele

ist Leiter der Abteilung Einkaufsmanagement Leistungen der CSS Versicherung.

Folgen Sie uns auf LinkedIn: linkedin.com/company/css_ch

CSS Gesundheitspartnerin

active365 – Ihre Belohnungs-App

Mit der active365-App werden Sie für einen gesunden Lebensstil belohnt - ob in Sachen Ernährung, Bewegung, Achtsamkeit oder mentaler Gesundheit.

©2025 CSS