Sichtbare Behandlungsqualität
Sarkome sind seltene Krebsarten (weniger als 1 Prozent aller Krebserkrankungen), doch sie fordern das Gesundheitssystem in allen Dimensionen: Wer sie wirksam behandeln will, braucht gute Kenntnis dieser Tumorentitäten, hochpräzise Diagnostik, chirurgische Exzellenz, Strahlen- und medikamentöse Therapien, Rehabilitationskompetenz und – vor allem – eine Kultur des Miteinanders.
Vermessene Versorgung?
Fehlende Transparenz, unklare Steuerung, unterschiedliche Perspektiven: Wie können wir Qualität in unserem Gesundheitssystem messen?
Genau hier setzt das Swiss Sarcoma Network (SSN) an. Seit 2019 bringt es Expertinnen und Experten aus über sieben Kliniken in wöchentlichen telemedizinischen Tumorboards zusammen. Herzstück ist eine digitale Datenplattform, die sämtliche klinischen, bildgebenden und pathologischen Informationen strukturiert erfasst und so zur gemeinsamen Entscheidungsgrundlage macht.
Aus diesen Daten generiert das Netzwerk einen Value-Index – eine einzige Kennzahl, in der sich Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW) widerspiegeln. 86 qualitativ geprüfte Indikatoren fliessen kontinuierlich in Echtzeit in diesen Index ein und werden automatisch den realen Behandlungskosten gegenübergestellt. Ärztliche Teams sehen damit sofort, wo ihr Handeln echten Nutzen schafft bzw. wo es ohne Mehrwert Ressourcen bindet.
Was heisst das für Patientinnen und Patienten?
Wer mit einer Verdachtsdiagnose «Sarkom» früh ins SSN überwiesen wird, profitiert von einer lückenlosen, fachübergreifenden Erstabklärung. Das erhöht die Prognose und die Chance auf korrekte Diagnosen, organerhaltende Verfahren, reduziert Folgeeingriffe und bewahrt Lebensqualität. Zugleich bleiben Patientinnen und Patienten aktiv beteiligt: Fragebögen zu Symptomen und Alltagsfunktion fliessen in die Falldiskussion ein (PROMs); Therapieentscheidungen werden damit transparenter und persönlicher.
Und was gewinnt das System?
Für Versicherer entsteht ein Echtzeitblick auf den gesamten Versorgungspfad – inklusive Kosten. Behandlungsschritte, die keine zusätzliche Wirkung liefern, werden sichtbar und lassen sich streichen. Das SSN zeigt damit, wie «Smarter Medicine» praktisch funktioniert: Qualität steigt, während Über- und Fehlversorgung schrumpfen. Gleichzeitig liefert die laufende Datensammlung belastbare Evidenz, um künftige Tarifmodelle vom Volumen- zum Wertprinzip weiterzuentwickeln.
Fazit: Der Value-Index des SSN übersetzt komplexe Medizin in eine fassbare Grösse. Er macht die WZW-Kriterien des KVG greifbar, indem er zeigt, dass hohe Qualität und Kostenbewusstsein keine Gegensätze sind, sondern sich digital präzise austarieren lassen. Das Resultat ist eine Onkologie, die das Richtige tut – für die Patientin, den Patienten und das solidarisch finanzierte Gesundheitssystem. 
