Patienten begleiten, Genesung begünstigen

Patientinnen und Patienten sollen deutlich seltener als bisher nach einem Eingriff im Spital bleiben. Der Fortschritt ermöglicht es, viele Operationen so sanft zu gestalten, dass aus medizinischer Sicht eine Übernachtung überflüssig ist. Wenn weniger Patienten die teure Spitalhotellerie benötigen, könnten sich daraus beträchtliche Einsparungen ergeben. Das ist jedenfalls die Theorie, die auch die Krankenversicherungen vertreten.
Zum Abheben bereit?
Ein verstärkt ambulantes Gesundheitswesen braucht nicht bloss finanzielle Reformen, sondern echten Antrieb. Welche zündenden Impulse jetzt nötig sind.

In der Praxis wird dieser Ansatz nur funktionieren, wenn das Angebot für die Patienten stimmt. Weiterhin werden nämlich Ärzteschaft und Patienten mitbestimmen, ob eine Massnahme ambulant oder doch stationär erfolgen soll. Und für die Patientin oder den Patienten ist dabei nur eine Frage von Bedeutung: Wie starte ich nach der OP am besten in meine Heilungsphase?
Dabei treibt die Patientin und den Patienten nicht nur um, ob sie oder er zu Hause eine Betreuung hat, sondern auch, wer die ganze Koordination der Nachsorge übernimmt. Die Palette von Rehakliniken, Spitexanbietern und Therapeuten aller Art ist breit. Doch die Suche der Dienste, das Einholen der Gutschriften durch die Krankenversicherungen, die Abstimmung mit den Ärzten: All das sind zeitraubende Arbeiten, die ein gutes Mass an Wissen über den Schweizer Gesundheitsdschungel erfordern. Jüngere Zeitgenossen klicken sich dabei mehr oder weniger gewandt durch Webseiten, überwinden doppelte Passwort-Sicherheitsbarrieren und hangeln sich durch Call-Center-Menüs auf der Suche nach einem menschlichen Wesen mit Fachkompetenz.
«Für Patienten ist nur eine Frage von Bedeutung: Wie starte ich nach der OP am besten in die Heilungsphase?»
Doch die Zahl der Menschen, die diesen Koordinationsaufwand nicht betreiben können, wächst. So sind inzwischen mehr als eine halbe Million der Wohnbevölkerung über achtzig. Nicht alle sind überfordert oder ohne Beistand. Aber wer hilft jenen, die im Ernstfall in eine leere Wohnung zurückkehren und Mühe mit all dieser modernen Technik haben?
Wenn die Krankenversicherungen dem Ansatz der ambulanten Spitalmedizin in der Schweiz zum Durchbruch verhelfen wollen, sollten sie über ein Dienstleistungsangebot nachdenken, dass die Patientinnen und Patienten bei der Organisation ihrer Rekonvaleszenz entlastet. Es wäre eine Offerte, die mit grosser Sicherheit nicht nur Alleinstehende gern in Anspruch nehmen würden.