Hilfsfristen und interkantonale Zusammenarbeit im Rettungswesen

Die Organisation des Rettungsdienstes liegt in der Schweiz in kantonaler Verantwortung. Dies ermöglicht flexible Lösungen, abgestimmt auf regionale Bedürfnisse. Gleichzeitig fordert der Föderalismus innovative Ansätze, insbesondere bei lebensbedrohlichen Notfällen, bei denen rasches Handeln entscheidend ist. Ziel ist es, bei solchen Einsätzen in 90 Prozent der Fälle innerhalb von 15 Minuten vor Ort zu sein – eine Vorgabe, die nur durch effiziente interkantonale Zusammenarbeit und moderne Technologien erreicht werden kann.
Die Karten neu mischen
Die Herausforderungen des Föderalismus im Gesundheitswesen verlangen nach neuen Ansätzen – auch über Kantonsgrenzen hinweg.

Ein zentraler Baustein ist das Next-Best-Prinzip, das die Dringlichkeit eines Einsatzes in den Vordergrund stellt: Es wird immer die beste und nächstgelegene verfügbare Rettungsressource alarmiert, unabhängig von kantonalen Grenzen. Die Sanitätsnotrufzentralen 144 spielen hier eine Schlüsselrolle. Mit Echtzeitdaten überwachen sie die Verfügbarkeit von Rettungsmitteln und gewährleisten eine optimale Disposition. Die Schwachstelle dabei ist, dass die 15 Notrufzentralen nicht flächendeckend auf alle Schweizer Rettungsmittel zugreifen können. Sie haben hauptsächlich Zugriff auf die Fahrzeuge in den Kantonen, für die sie zuständig sind.

Quelle: 144.ch/kennzahlen-rettungswesen
Dennoch zeigt sich diese interkantonale Kooperation in der immer dynamischeren Einsatzplanung. Rettungsfahrzeuge sind heute oft nicht mehr starr an einen Kanton gebunden, sondern können flexibel kantonsübergreifend eingesetzt werden. Einheitliche Ausbildungsstandards und standardisierte Protokolle sorgen dafür, dass Einsatzkräfte reibungslos zusammenarbeiten, unabhängig davon, aus welchem Kanton sie stammen.
Pragmatischer Föderalismus
Herausforderungen bleiben: Unterschiedliche gesetzliche und finanzielle Rahmenbedingungen erschweren die Koordination. Doch durch verstärkte Kooperation und innovative Ansätze gelingt es zunehmend, diese Hürden zu überwinden. Der Rettungsdienst wird so zum Vorbild für pragmatisch gelebten Föderalismus – mit einem klaren Ziel: Leben retten, jenseits aller Grenzen.