Fakten senken Kosten
Vitamin-D-Tests stehen im Zentrum der Studie – ein Paradebeispiel für unnötige Leistungen, da Ärztinnen und Ärzte beim Auftreten typischer Symptome von Vitamin-D-Mangel direkt ein Präparat verschreiben können, anstatt den kostspieligen Labortest durchzuführen. Das Studienteam hat im Rahmen der vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Studie im Herbst 2020 personalisierte Informationsschreiben an Hausarztpraxen verschickt, um ein Feedback zur Verschreibung von Vitamin-D-Tests zu geben. Die Briefe zeigen, wie viele Vitamin-D-Tests die Hausärztinnen und Hausärzte bei 100 Patienten durchgeführt haben, sowie den Durchschnitt aller Berufskolleginnen und Berufskollegen («Peer Feedback»). Ausserdem wurden die Kosten für die Grundversicherung und die klinischen Guidelines mitverschickt, die den Nutzen von Vitamin-D-Tests infrage stellen.
Leistungskatalog begrenzen – aber wie?
Entspricht der heutige Leistungskatalog noch den ursprünglichen Regeln? Braucht es Begrenzungen und wie könnten diese aussehen?
Wer mehr testet, reagiert stärker
Das Ergebnis der Studie zeigt, dass mit einfachen Mitteln Kosten gespart werden können. So wird dargelegt, dass die angeschriebenen Hausärztinnen und Hausärzte im Durchschnitt 18,2 Prozent weniger Vitamin-D-Tests durchgeführt haben im Vergleich zu jenen, die kein Informationsschreiben erhalten haben. Ausserdem verdeutlicht die Studie, dass nicht alle Arztpraxen gleich auf den Brief reagiert haben. Hier zeigt sich, dass Grundversorgerinnen und Grundversorger mit überdurchschnittlich hohen Testraten (vor der Intervention) die Anzahl durchgeführter Vitamin-D-Tests am stärksten reduziert haben. Gemäss Schätzungen des Studienteams hat die Intervention insgesamt zu einer Reduktion von mehr als 33 000 Vitamin-D-Tests im Jahr 2021 geführt. Würden solche Briefe an alle Hausarztpraxen in der Schweiz verschickt, liessen sich jedes Jahr allein bei diesen Tests mehrere Millionen Franken für die Grundversicherung einsparen. Natürlich beschränken sich die Einsatzmöglichkeiten nicht nur auf Vitamin-D-Tests – ähnliche Informationen gäbe es für eine breite Palette unnötiger Leistungen. Die erforderlichen Daten stehen den Versicherern bereits heute zur Verfügung.