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Die Notwendigkeit des Wandels

Die Ambulantisierung kann das Schweizer Gesundheitswesen nachhaltig stärken – wenn erforderliche Massnahmen jetzt konsequent umgesetzt werden.

Philip Sommer, Partner und Leiter Beratung Gesundheitswesen bei PwC

Stefanie Schneuwly, Senior Managerin Beratung Gesundheitswesen bei PwC

Livia Schäppi, Senior Associate Beratung Gesundheitswesen bei PwC

24. Juni 2025

Die Ambulantisierung bietet die Chance, das Schweizer Gesundheitssystem zukunftsfähig zu gestalten, Kosten zu senken und die Versorgungsqualität zu sichern. Eine erfolgreiche Transformation erfordert neben strukturellen Anpassungen ein nachhaltiges Umdenken. Der Trend ist nicht neu – die Volumina für ambulante Leistungen steigen seit Jahren, zwischen 2018 und 2022 um rund 3,6 Prozent pro Jahr.1

Ein ambulant ausgerichtetes Gesundheitswesen bringt drei Hauptvorteile:

Somit ist die Ambulantisierung ein vielversprechender Ansatz, um die medizinische Versorgung effizienter zu gestalten und zugleich die Patientenzufriedenheit und Versorgungsqualität auf hohem Niveau zu halten.

«Die Volumina für ambulante Leistungen steigen seit Jahren, zwischen 2018 und 2022 um rund 3,6 Prozent pro Jahr.»

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ambulantisierung:
Damit die beschriebenen Vorteile genutzt werden können, braucht es Veränderungen.

Was die Schweiz vom Ausland lernen kann:

Auch wenn der Trend zur ambulanten Leistungserbringung erkennbar ist, liegt die Schweiz mit 21 Prozent ambulanten Eingriffen im europäischen Vergleich zurück. In den nordischen Ländern waren es 2022 bereits rund 60 Prozent.6 Länder wie die Niederlande haben früher und konsequenter auf eine ambulante Versorgung umgestellt – ein Prozess, der für Leistungserbringer bis zu zehn Jahre dauern kann. Der zeitliche Faktor war dabei zentral: Leistungserbringer benötigen diese Übergangszeit, um Strukturen, Abläufe und Kompetenzen schrittweise anpassen zu können. Nur so konnte die Ambulantisierung bisher nachhaltig umgesetzt werden.
Die Haupttreiber dieses Wandels in den Niederlanden waren einerseits die Krankenversicherer, die aufgrund des Kostendrucks gezielt eine Verlagerung vom stationären in den ambulanten Bereich vorangetrieben haben. Andererseits auch die Leistungserbringer selbst, die in der Ambulantisierung eine Möglichkeit sahen, dem zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen. Ein weiterer Erfolgsfaktor war der technologische Fortschritt, der beispielsweise minimalinvasive Eingriffe oder die Fernüberwachung von Patientinnen und Patienten erleichtert hat. Zwei zusätzliche Rahmenbedingungen unterscheiden die Niederlande von der Schweiz und haben die Ambulantisierung begünstigt: Zum einen wird die stationäre Versorgung dort nicht finanziell begünstigt, zum anderen ist das Gesundheitssystem insgesamt weniger fragmentiert – was koordi­nierte Veränderungen erleichtert.
Diese Unterschiede erschweren die Ambulantisierung in der Schweiz. Umso wichtiger ist es, den Wandel hier gezielt voranzutreiben – mit dem Ziel, überall dort zu ambulantisieren, wo es medizinisch sinnvoll ist. Wir sollten alles daran setzen, im Schweizer Gesundheitswesen einen optimalen Mix zwischen stationär und ambulant zu erreichen. 

Philip Sommer

ist Partner und Leiter Beratung Gesundheitswesen bei PwC Schweiz. Er berät Spitäler und Krankenversicherungen in Strategie, Innovation und Transformation.

Stefanie Schneuwly

ist Senior Managerin in der Beratung Gesundheitswesen bei PwC Schweiz.

Livia Schäppi

ist Senior Associate in der Beratung Gesundheitswesen bei PwC Schweiz.

Quelle:

1 «Kosten des Gesundheits­wesens nach Leistungserbringer», BFS, 2022.

2 «Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2023», PwC, 2024.

3 Berechnung PwC basierend auf der Einsparung von 1,4 Mrd. CHF durch die Ambulantisierung. Personalkosten machen davon zwei Drittel aus, was bei einem Durchschnittslohn von 100 000 CHF ca. 9000 FTE entspricht.

4 «OECD Health Policy Studies», OECD, 2021.

5 «Strategie NOSO: Spital-und Pflegeheiminfektionen reduzieren», BAG, 2024.

6 «Faktenblatt Verlagerung von stationär zu ambulant», BAG.

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