Die etwas andere Zukunftsstrategie

Mit seinen 150 000 stationären und ambulanten Fällen ist das Spitalzentrum Biel (SZB) der grösste Gesundheitsleistungserbringer in der Region Biel–Seeland–Jura bernois. Aber Grösse allein ist kein Qualitätsmerkmal. Zudem verpflichtet gerade die Relevanz als Zentrumsspital zu einer nachhaltigen Strategie. In Zeiten des Fachkräftemangels und – mit Blick auf die Gesamtgesellschaft – anhaltend starker Kostenentwicklung sind wir als öffentliches Spital gefordert, achtsam und nachhaltig mit den verfügbaren Mitteln umzugehen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei eine koordinierte, effiziente wie auch effektive und somit ressourcenschonende Zusammenarbeit aller entlang des Patientenpfads involvierten Akteure.
Zum Abheben bereit?
Ein verstärkt ambulantes Gesundheitswesen braucht nicht bloss finanzielle Reformen, sondern echten Antrieb. Welche zündenden Impulse jetzt nötig sind.

Die Zukunft ist ambulant
Um ein finanziell wie sozial nachhaltiges Angebot bieten zu können, hat das SZB bereits 2018 drei zentrale strategische Schwerpunkte definiert, die es seither konsequent weiterverfolgt und umsetzt:
- Die Zukunft ist ambulant. Wir konzentrieren unsere spezialisierten ambulanten Angebote am Bahnhof in Biel und bauen an diesem für Patientinnen und Patienten wie Mitarbeitende hochattraktiven, weil leicht erreichbaren und zugänglichen Standort1 ein Gesundheitscluster aus.
- Zudem engagieren wir uns in der Ausbildung der Hausärztinnen und -ärzte und stellen eine grosse Gruppenpraxis sowie ein Walk-in-Angebot zur Verfügung. Im finalen Zielbild des Gesundheitsclusters sollen auch die Geschäftsstelle der Spitex und die wichtigsten sozial-medizinischen Akteure (Gesundheitsligen, Pro Senectute, Selbsthilfe u. a. m.) in den gleichen Gebäuden am Bahnhof konzentriert sein.
- Das alte, bald hundertjährige Spital im Bieler Beaumont-Quartier wird in wenigen Jahren durch einen Spitalneubau auf der grünen Wiese (Brügg) ersetzt, wo vorwiegend stationäre Leistungen erbracht werden sollen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Grösse und der Anzahl der Betten: Das Spital soll funktional und so klein wie möglich dimensioniert werden, d. h. die Auswirkungen von EFAS, Hospital@Home sowie neue Technologien antizipieren und berücksichtigen. Obwohl die Bevölkerung in der Region wächst und die Anzahl der somatisch-stationären Standorte künftig schon allein aus Gründen der schwindenden Fachkräfteressourcen zurückgeht, soll das neue Zentrumsspital nicht grösser sein als das bisherige.
- Die Zukunft verlangt nach integrierter Versorgung. Wir werden mit den vor- und nachgelagerten Leistungserbringern – mit denen wir schon heute vernetzt kooperieren – in Zukunft noch stärker und enger zusammenarbeiten. Eine effiziente integrierte Versorgung findet jedoch erst dann statt, wenn wir Daten austauschen können. Für das SZB ist klar, dass wir regional eine digitale Plattform anbieten müssen, die diesen Austausch zulässt und die Zusammenarbeit der Akteure für eine effiziente und qualitativ hochstehende Versorgung stärkt. Im 2025 wird diese Plattform den Betrieb aufnehmen. Die bessere Koordination und Navigation der Patientinnen und Patienten soll einerseits die in gewissen Angebotsbereichen spürbare Unterversorgung lösen, andererseits helfen, die viel diskutierte Überversorgung zu reduzieren.
«Durch Fachkräftemangel und starke Kostenentwicklung sind wir gefordert, nachhaltig mit den verfügbaren Mitteln umzugehen.»
Wer wagt, gewinnt
Trotz unleugbarer finanzieller Risiken hat sich das Spitalzentrum Biel sehr früh – d. h. noch vor dem Beschluss für das neue ambulante Tarifwerk (TARDOC/ambulante Pauschalen) und vor der Volksabstimmung zur einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (EFAS) – für die Investition in ambulante und vom Spital autonome Strukturen und Prozesse entschieden. Dieses Wagnis frühzeitig eingegangen zu sein, ermöglicht uns heute, den Trend optimal aufzunehmen und als Zentrumsspital in der Region den Weg zur Transformation zu einer modernen und effizienten Versorgung zu ebnen. Auch in finanzieller Hinsicht zeigt sich bereits klar: Die Loslösung der ambulanten Prozesse aus dem stationären Setting beginnt sich auszuzahlen.
Gemeinsam mit Versicherungen und dem Regulator können wir heute unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Bevölkerung in unserem Einzugsgebiet qualitativ hochstehende, moderne, innovative sowie integrierte Leistungen anbieten und ausbauen.
1 Am Bahnhof Biel kreuzen sich fünf Zugstrecken und 14 Buslinien – und erschliessen für das zweisprachige Zentrumsspital ein weites Einzugsgebiet in der Deutschschweiz sowie der Romandie und
darüber hinaus.