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Die Chance nicht verpassen

Philomena Colatrella, CEO der CSS

24. Juni 2025

Das Schweizer Gesundheitswesen fa­vo­risiert stationäre Leistungen und hinkt bei der Ambulantisierung hinterher. Erst etwa 20 Prozent der Behandlungen werden ambulant durchgeführt – im internationalen Vergleich ein sehr tiefer Wert. Dabei liegen die Vorteile ambu­lanter Behandlungen auf der Hand: Sie sind günstiger und bringen einen Mehrwert für Patientinnen und Patienten, etwa durch eine Abnahme von Spitalinfektionen oder weniger belastende Eingriffe. Mit der einheitlichen Finanzierung bietet sich die grosse Chance, die Ambulantisierung endlich spürbar voranzutreiben. Damit dies gelingt, müssen alle Gesundheitsakteure ihren Beitrag leisten.

Als Versicherer kann die CSS zum Beispiel Versorgungsnetze unterstützen, in denen alle stationären und ambulanten Akteure inklusive der Pflege verbindlich und über die gesamte Behandlungskette hinweg zusammenarbeiten. Gleichzeitig entwickelt die CSS partnerschaftlich mit Kantonen, Leistungserbringern und anderen Versicherern innovative Lösungsansätze, um den Verlagerungsprozess über gezielte finanzielle Anreize zu fördern. Zudem hat die CSS bereits seit einigen Jahren Mehrleistungen rund
um ambulante Eingriffe in die bestehende Spitalzusatzversicherung integriert. Aber auch alle anderen Beteiligten müssen ihre Verantwortung konsequent wahrnehmen. Zum Beispiel die Kantone mit der Planung einer zeitgemäss schlanken Spitallandschaft oder mit Investitionen in die ambulante Versorgung. Rasch umsetzbar wäre auch die Weiterentwicklung der sogenannten «AVOS»-Listen, die festhalten, welche Eingriffe primär ambulant durchzuführen sind. Letztlich müssen aber auch die Leistungserbringer mitziehen und ihre Patientinnen und Patienten transparent über die Vorteile ambulanter Eingriffe informieren.

Die einheitliche Finanzierung ist ein zentraler Hebel für einen Systemwechsel – diese Chance darf das Schweizer Gesundheitswesen nicht verpassen. In der vorliegenden Ausgabe von «im Dialog» setzen wir uns mit dem Thema der Ambulantisierung auseinander. Wir zeigen auf, was es braucht, damit dieser Systemwechsel in den nächsten Jahren gelingt, und welche Herausforderungen damit für die beteiligten Gesundheitsakteure verbunden sind.

Philomena Colatrella

ist Juristin, arbeitet seit 1999 bei der CSS und ist seit 2016 Vorsitzende der Geschäftsleitung. 2021 wurde sie von der Handelszeitung zur «Leaderin des Jahres» gekürt.

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